Hilbersdorf...was soll ich sagen...sehr speziell!!!
Es fing schon mit der Fahrt an.
Philipp war vorher bei mir. Wir mussten also leider mit 2 Autos nach Hilbersdorf ins Sachsenland fahren.
Wir fuhren gleichzeitig los... schon nach den ersten Kilometern trennten sich unsere Wege. Mein Navi führte mich
auf die A3 … ich stand schon kurz nach der Auffahrt im Stau. Philipps Navi sagte ihm schlauerweise, dass dort
Stau war, so fuhr er über die A45.
Kurz hinter Gießen trafen wir uns wieder auf der A5. Was für ein Zufall.
Er musste aber noch zu einer Tankstelle, ich fuhr weiter. Irgendwann stand ich wieder im Stau. Es sah so aus,
als ob es länger dauern würde. Die Leute stiegen aus ihren Autos aus und standen auf der Autobahn. Philipp rief
mich an: Wo bist Du? Ich: Im Stau auf der A5. Philipp: Wo denn da ungefähr? Ich: Hmmm....schwierig, links sind
Windräder. Philipp: links? nicht rechts? Ich: nee links, da wo die Sonne steht. Philipp: Hey, dann seh ich dich, dann bist du das also doch.
Ich schaue nach hinten, da winkt mir Philipp ca 30m entfernt zu. Philipp: Warte (...grins... ) ich komme rüber.
Und da kam Philipp mit dem Skateboard angerauscht. Auf der Autobahn, auf der Überholspur. Das erlebt man ja auch
nicht alle Tage. Lustig. Wir hatte uns also wiedergefunden. Das zweite mal. Irgendwann nach gefühlten 5 Stunden
ging es weiter.
Hinter der Abfahrt sagte mir mein Navi links rum, Philipp´s sagte ihm: rechts rum. Ok. Also wieder auf
verschiedenen Wegen unterwegs. Ich fuhr absolut einsame Straßen, die gingen durch Wälder und z.T. auf
Schotterwegen. Da wurde mir doch mulmig. Ich rief Philipp an....Hilfe, hier ist es total unheimlich...
Tja, er konnte mir natürlich nicht helfen. Also kämpfte ich mich durch unwegsames Gebiet. Endlich wieder eine
feste Straße. Und zack, kurz vor Hilbersdorf trafen wir uns wieder. Das 3. mal.
Hilbersdorf, ein nettes Dorf und toll geschmückt. Überall waren bunte Wimpel angebracht und selbstgebastelte,
lustige Puppen. Wir standen am Hotel, das hatten wir schon gefunden. Auf dem Berg über uns tobte der Bär,
Diskomusik, bunte Lichter. Nach meinem Telefonat mit dem Veranstalter der Stadt sah ich ihn auch schon dort oben
winken. Es war fast Mitternacht. Philipp fuhr zu ihm und holte die Hotelschlüssel. Wir sollten auf den
mittelalterlichen Markt fahren, dort könnten wir unsere Sachen in einem Raum in der Schule unterbringen. Gut.
Auf dem mittelalterlichem Markt war nur noch die Taverne offen. Alle anderen Stände waren zu. So zu wie die
Schule. Und niemand war mehr zu erreichen. Es war ja auch schon sehr spät. Die Gestalten an der Taverne sahen
irgendwie sehr zwielichtig aus, wir kannten keinen von denen. Die meinten, wir sollten der Security Bescheid
geben, Ok.... also los, auf ging es Richtung Festzelt. Ich schrie einen Security Menschen an, und erklärte ihm,
das wir in die Schule rein müssten. Er wiederum telefonierte und wir waren dann umringt von 5 Security Leuten.
Zwei von ihnen gingen dann mit uns wieder zurück auf den Mittelaltermarkt. Dann kam eine Frau von der Stadt und
schloss uns auf. Wir packten also unsere Sachen in den Raum und dann wollten wir nur noch ins Hotel. Minibar.
Bier und süße Träume.
Samstag
Wir waren die einzigen Künstler auf dem Markt. Der Markt war super klein. Gott sei Dank waren die Lieben vom
Crepesstand und vom Hanfbrotstand da. Die Taverne war sehr merkwürdig. Ein seltsamer Mensch, der seine Gäste
ziemlich unfreundlich bediente. Und die Taverne sah auch nicht wirklich einladend aus. Dann waren auf der
anderen Straßenseite noch ein paar Stände, die wir alle nicht kannten und ein Lager, die Showkämpfe zeigten.
Die Frau von der Stadt, die uns den Raum immer wieder aufschloss war auch ziemlich unfreundlich. Zumindest am
Anfang. Das hatte sich Gott sei Dank gelegt, nachdem sie sich einen Auftritt von uns anschaute. Danach war sie
viiiiieeeel freundlicher, fast wie ausgewechselt. Na, das konnte ja heiter werden alles.
Auf dem Markt war nichts los. Das lag daran, dass der Hauptweg zum Festzelt nicht durch den Mittelaltermarkt
ging, sondern eine Etage weiter drunter. Dort ging es zum Festzelt und zu den Karussells. Und da strömten die
Hilbersdorfer hin. Ok, Philipp und ich bemühten uns, die Hilbersdorfer dazu zu bewegen, 15 m weiter nach oben
zu kommen. Aber jegliche Bemühungen führten zu nichts.... der Mini Mittelaltermarkt wurde nicht wirklich besucht.
Und die wenigen Menschen, die sich dann doch nach oben verliefen, beäugten uns nur misstrauisch und gingen
schnell weiter.
Als ich den A-Sack spielte, hielten sie sich die Ohren zu (Ich habe wirklich nicht schief gespielt... ich schwöre),
als Philipp jonglierte gingen sie einfach weiter: während Philipps Ballnummer.... er nahm gerade den 5. Ball heraus,
zog ein Vater seine interessierten Kinder einfach weg mit den Worten: Kommt jetzt, wir gehen jetzt zum Karussell.
Ok...neuer Plan... die Hilbersdorfer mögen keinen A-Sack, ist ihnen wohl zu laut... also nahm ich die Spanische
Gaita... wir spielten eine Melodie nur an, nach 2 Durchgängen eines Liedes bestand die Gefahr, dass sie wieder
weitergingen... also … wir benutzen die Gaita mehr oder weniger nur als Signal: Hallo, jetzt passiert gleich was.
Und dann kam direkt Philipp mit seinen Jonglagen. (Singen konnten wir auch sein lassen). Mit viel Glück blieben sie
bis zu Schluss. Den Hut für's Sammelgeld haben wir erst gar nicht aufgestellt. Bei der Fackeljonglage blieben die
Leute dann doch stehen, es konnte aber auch passieren, dass sie mitten durch die 5 Fackeln gehen wollten, Richtung
Festzelt.
Es war ein harter Kampf. Wir haben wirklich alle Register gezogen. Um nicht völlig zu verzweifeln, und Philipp
konnte ja nun nicht die ganze Zeit mit Fackeln jonglieren, haben wir beschlossen einfach öffentlich zu proben. Wir
haben uns an den schönen Baum gesetzt, musiziert oder Philipp hat die Ballnummer mit Hutjonglage geübt. Am Schluss
habe ich sogar mitgemacht und wir haben nun ne kleine, aber lustige Hutchoreographie.
Und wir hatten lieben Beistand von unseren Crepes und den Hanfis.... die uns bestätigten: es liegt NICHT an uns,
sondern an den Menschen hier.
Der Markt ging zu Ende...den 1. Tag haben wir überlebt. Nachdem wir uns durch alle Auftrittsvariationen gekämpft
hatten, konnten wir doch ein paar Hilbersdorfler zum Bleiben animieren und wir bekamen sogar hin und wieder Lob.
Und die Veranstalter der Stadt mochte uns sehr, waren voll des Lobes... und das ist ja auch schon mal was.
Nach getaner Arbeit, wollten wir noch ein Glas Rotwein trinken. Da wir keine Lust auf Festzelt hatten, setzten wir
uns etwas abseits, gegenüber unserer Pension, auf eine Kirchen/Friedhofsbank. Ein bisschen gruselig, aber auch
irgendwie schön, mit Blick aufs Festzelt (wo sich auch einige finstere Gesellen der rechten Fraktion tummelten.)
Da ging auf einmal, direkt vor uns, rechts neben unserem Hotel eine Schlägerei los. Geschrei und Gezeter. Ich sagte
noch zu Phil: Na toll, und wir sind hier direkt vor deren Nasen, abseits, auf einem Friedhof. DONG, wie auf Zuruf
hallte die Kirchturmglocke... nein, nein... gar nicht gruselig.... wir wollten nur noch irgendwie schnell ins Hotel,
ohne dass uns die Chaoten da unten entdeckten. Wir rannten also den Weg runter, auf das Hotel zu, in der Hoffnung
dass die jetzt bitte, bitte nicht 5 m nach vorne ums Eck kommen. Denn dann würden sie sehen, wie wir auf sie zurennen.
Links vom Hotel war der Eingang.... puh geschafft.... gerade noch so... rein ins Hotel... und Tür zu.
Minibar... das Herzklopfen runterfahren....ein super schönes Feuerwerk vom Fenster aus genießen... den Tag revue
passieren lassen und ab ins Bettchen.
Sonntag
Der Tag begann... wie der gestrige...doch was war das. Auf einmal war da in der Mittagszeit eine Schlange vorm
Hanfstand.... eine Sensation...und das tollste... die konnten dann ja nicht weglaufen. Ha... wir bewaffneten uns
mit Instrumenten und Bällen. Gleiches Prinzip wie gestern...minikuzes Stück am Dudelsack, dann die Ballnummer. Und
dann das Erwachen.... ja, sie blieben stehen. Hatten 2 Blickmöglichkeiten. Wir oder die Wand. … und nach kurzem
Blick zu uns, nahmen sie lieber die Wand. Ok.... Hilbersdorf, wir haben verstanden!!!! Jegliche Bemühungen sind
aussichtslos. Ihr Kulturverächter... geht fressen, saufen, und habt Spaß im Festzelt....
Dann gab es den großen Umzug durchs Dorf d.h. absolut tote Hose auf dem Markt. Aber nach dem Umzug kamen dann doch
ein paar hoch. Ein kurzer Besuch von Murkeley hat uns den Sonntag versüßt. Noch ein Auftritt mit Fackeln und dann
hieß es: schnell einpacken und weg.
Alles in Allem: Ersteinmal: Danke an den lieben Menschen von Sündenfrei, der für uns verantwortlich war.
(Und dessen Namen ich natürlich vergessen habe. Ich kann mir einfach keine Namen merken...seufz). Er war super nett
zu uns. Und auch vielen Dank an die liebe Crepes-Familie und die Hanf-Crew. Es ist immer wieder schön euch zu
treffen :-)
ansonsten: seeeeeeehr speziell. Der Hilbersdorfler als solches liebt sein Dorffest und ist mit Herz und Seele
dabei. Toll Geschmückt, mit Wimpeln, Fahnen und Puppen, ein tolles Feuerwerk... sie lieben Bier, Pommes, Karussells
und ihr Festzelt. Aber zur mittelalterlichen Kultur haben sie irgendwie kein Bezug gefunden. Sie haben sich auch
nicht wirklich bemüht. Um nicht zu sagen: es ging ihnen am Arsch vorbei. Dieser Markt geht jedenfalls in meine
Geschichte ein. Denn so was habe ich wirklich noch nicht erlebt. Und ich bin schon sehr lange auf mittelalterlichen
Märkten unterwegs.
Wir hatten uns durch alle Variationen gekämpft: verschiedene Auftritte (lieber kürzer, dafür öfters), alle
Jonglagen, Hintergrundmusik, Musik an den Tischen, Feuerjonglagen, öffentliche Übungsstunden, wo wir das
Publikum/Kinder mit einbezogen haben. Wir haben alles gegeben. Mehr ging nicht. Und das Schöne daran... wir
haben nicht unsere gute Laune verloren und trotzdem Spaß gehabt. Das ist wahrlich eine großé Kunst!!!!!!!